Aus der Festschrift:

Sie ist eine kleine und zumeist schwer sichtbare Schönheit mit ihren herzförmigen Pupillen auf der Kopfoberseite und ihrer auffälligen Bauchunterseite, deren gelb-schwarzgraue Färbung sie nur dann zeigt, wenn Gefahr droht. Ihr Zuhause sind Pfützen und Radspuren. Sie ist eine echte Europäerin und gehört zu einer der am stärksten gefährdeten Amphibienarten in Rheinland-Pfalz. 2014 wurde sie von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. (DGHT) zum Lurch des Jahres ernannt. Die Rede ist von der Gelbbauchunke.

Bereits im Jahr 2012 überzeugte die Asbacher Gelbbauchunke die Jury des MÖBEL MARTIN Naturschutzpreises. Um ihren Schutz im Asbacher Land, im Landkreis Neuwied/Rheinland-Pfalz, kümmern sich die Mitglieder des Arbeitskreis für Natur- und Umweltschutz Asbacher Land e. V., kurz ANUAL.

Gezielt abgestimmtes Biotopmanagement:
Nicht nur für die Gelbbauchunke

Das Naturschutzpreis-Thema 2012: „Teiche und Tümpel – Heimat für Amphibien und Libellen“ passte wie maßgeschneidert auf die Arbeit des Vereins.„Frösche, Kröten, Unken und Molche gelten als die am stärksten gefährdete Tiergruppe weltweit“, erklärt Robert Klein, erster Vorsitzender des ANUAL.

Die Aktionen des Arbeitskreises für die Gelbbauchunke und ihre Artgenossen geschehen in enger Kooperation mit dem NABU, der sich als erster Naturschutzverband der länderübergreifenden Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland angenommen hat.

Zu den Projekten des Arbeitskreises zählen unter anderem die Neuanlagen von geeigneten Tümpeln, die wie Korridore, so genannter ,Trittsteine‘, im Gebiet Hinterplag, genauer gesagt am Steinbruch Hinterplag-Pfaffenbachtal, der Gelbbauchunke als Laichplatz dienen. Außerdem übernehmen die Mitglieder des ANUAL Bachpatenschaften für den Wahler Bach, den Pfaffenbach und Köhlershohner Bach. Wichtige Biotope und Einzelvorkommen von Pflanzen und Tieren in der Verbandsgemeinde werden mittels Kartierungen und fortlaufenden Beobachtungen erfasst.

Im Wasser lebt viel mehr, als man auf den ersten Blick erkennt Kontinuierlich wird das Projekt Gelbbauchunke weiterentwickelt. Und so ist die wachsende Population der Gelbbauchunken am Steinbruch Hinterplag auf dem besten Wege, in die Umgebung auszustrahlen. Bereits in 500 Metern entfernten Tümpeln finden sich erste Ansiedlungen. Und die zeigen sich gerne den Besuchern, die an den interessanten – vom ANUAL organisierten – Wanderungen durch, an und in den Steinbruch Hinterplag teilnehmen.

Das Projektgebiet wird regelmäßig von Schulklassen besucht sowie unter anderem im Rahmen von Biologie-Leistungskursen. Fachleute im ANUAL betreuen die Kinder und Jugendlichen und wecken das Interesse für die Natur. Vor allem die Jüngeren sind sehr an allem interessiert, was mit Wasser zu tun hat – beispielsweise am nahe gelegenen Pfaffenbach. Diese Aktivitäten nützen nicht nur der Gelbbauchunke, sondern auch anderen Amphibien, einer Vielzahl von Insekten und anderen Wirbellosen. „Und natürlich wird kein Grasfrosch, Molch oder sonstiger Nutznießer vertrieben“, erklärt Robert Klein lachend. „Es sind inzwischen genügend Tümpel für alle da.“

Kleine Pfützen wirken Wunder!

Beim 30-jährigen Gründungsjubiläum des ANUAL in diesem Jahr wurden neben vielen anderen Öffentlichkeitsaktionen die Aktivitäten in der Region und darüber hinaus bekannt gemacht. Die durch das NABU-Kooperationsprojekt geschaffenen sehr guten Bestände der Gelbbauchunke haben im Bundesprogramm „Leben, Natur, Vielfalt“ eine hohe Aufmerksamkeit erhalten. Der Steinbruch Hinterplag und seine Umgebung wurden als eine der Regionen für das Großprojekt Gelbbauchunke ausgewählt. „Und das mit Recht“, findet Robert Klein. „Denn bei der Erfassung der Bestände im Kreis Neuwied fanden sich insgesamt nur 100 Tiere, davon 62 im Steinbruch Hinterplag.“Die Zuwendung aus dem Projekttopf wurde für weitere Baggerarbeiten und Pflegemaßnahmen erteilt, so dass das Projekt inzwischen eine Eigendynamik entfaltet. Eine Hinweistafel mit dem Titel „Kleine Pfützen wirken Wunder!“ am ANUAL-eigenen Haus der Natur erklärt interessierten Wanderern die Zusammenhänge. Zum Beispiel, dass, obwohl die Gelbbauchunke recht bescheidene Ansprüche an ihre Laichgewässer hat, sie heute vielerorts verschwunden ist. Und auch, was der ANUAL in Zusammenarbeit mit dem NABU unternimmt, um eine Wiederansiedlung des Froschlurchs zu ermöglichen.

Der ANUAL legt großen Wert auf Nachhaltigkeit seiner Maßnahmen. Denn was nützt der schönste Gelbbauchunkentümpel, wenn er nach einigen Jahren verlandet, zuwächst oder gar zugeschüttet wird?

Der Arbeitskreis hat daher ein Patensystem eingeführt, bei dem sich aktive Mitglieder langfristig zur Pflege verpflichten. Dass dieses System funktioniert ist sicher dem Sachverhalt zu verdanken, dass unter den über 400 Mitgliedern weit über einhundert mehr oder weniger regelmäßig zu Arbeitseinsätzen erscheinen – eine Quote, die zu beglückwünschen ist.

Natürlich kann so auch jeder seinen persönlichen Naturschutzinteressen nachgehen, der Angler am Bach, der Imker auf der Blumenwiese und der Obstliebhaber der Streuobstwiesenpflege.

»Und diejenigen – und das sind nicht wenige – die alten Kindheitsträumen nachhängen, wühlen im Schlamm und Lehm, freuen sich über jede Pfütze und können wie kein anderer nachvollziehen, dass der Wechsel zwischen nass und trocken eben doch ein Stück Lebensqualität ist; nicht nur für Amphibien!«, resümiert Robert Klein.