Der Wolf im Westerwald

Die Rückkehr des Wolfs ist eine Bereicherung für die natürlichen Ökosysteme, als oberstes Glied der Nahrungskette erfüllt er eine wichtige Funktion.

Titelfoto: Kathy Buescher

Das oberste Glied der Nahrungskette

Wir arbeiten in vielen unserer Projekte mit Landwirten zusammen. Sie bewirtschaften ANUAL-Flächen und tragen so zum Erhalt der landschaftstypischen Strukturen und der biologischen Vielfalt bei. Seit 2021 gibt es eine zusätzliche Herausforderung in der Region: vor allem nicht ausreichend geschützte Schafe und Ziegen sind vom Wolf gerissen worden, Rinder werden nach Wolfsbegegnungen unruhig und der Umgang mit den Tieren ist deutlich erschwert.

Der ANUAL hat großes Verständnis für die Sorgen der Landwirte und versteht die Weidewirtschaft als einen wesentlichen Beitrag für den Naturschutz in unserer Region. Auch im Hinblick auf den Tierschutz ist die Milch- und Fleischerzeugung mit freilaufenden Tieren wichtig.

Andererseits ist die Rückkehr des Wolfs eine Bereicherung für die natürlichen Ökosysteme, als oberstes Glied der Nahrungskette erfüllt er eine wichtige Funktion. Die Art ist dabei, auch die südwestlichen Bundesländer zu besiedeln und die Frage, ob die Art »Wolf« wirklich noch in seinem Erhaltungszustand bedroht ist, wird derzeit intensiv diskutiert.

Am Beispiel des Leuscheider Rudels wird deutlich, dass Wölfe höchst unterschiedliche Jagdvorlieben haben. Während unter dem Leitrüden (GW1159m) in 2020 nahezu keine Nutztierübergriffe stattfanden, ist nach Übernahme des Rudels durch einen Zuwanderer (GW1896m) die Zahl der Nutztierrisse sprunghaft angestiegen. Die meisten der gerissenen Schafe, Ziegen oder Gatterwildtiere waren nicht ausreichend geschützt, der Rüde GW1896m hatte aber auch schon auf seiner Wanderung von Bayern bis zu uns eine Vorliebe für Nutztiere gezeigt.

Leider verstärkt sich die Neigung zu leichter Nutztierbeute mit jedem erfolgreichen Übergriff. Umso wichtiger ist es, dass auch Hobbyhalter ihre Schafe und Ziegen mit wolfabweisenden Zäunen schützen, zumal diese vom Land gefördert werden. Übergriffe auf Rinder hingegen sind äußerst selten, außer für Abkalbeweiden ist eine wolfabweisende Umzäunung viel zu aufwändig und im Hinblick auf die Bewegungsfreiheit anderer Wildtiere auch nicht sinnvoll. Sollten einzelne Wölfe wirklich Rinder angreifen, wäre in diesen seltenen Fällen ein Abschuss die pragmatischste Lösung.

Aus Sicht des ANUAL würde der gezielte Abschuss der wenigen übergriffigen Wölfe den Erhaltungszustand der Population nicht gefährden – nicht einmal die weitere Verbreitung deutlich bremsen. Es sind immer nur einzelne Wölfe, die sich in dieser Weise spezialisieren. Ein Abschuss dieser Tiere im Sinne einer risikoärmeren Weidewirtschaft würde also auch dem Naturschutz in Deutschland nützen.

Der ANUAL würde es begrüßen, wenn Naturschutzgesetze in Deutschland entsprechend angepasst würden. Problematische Wölfe rechtssicher abzuschießen, würde sowohl der Weidewirtschaft nützen wie auch die Akzeptanz der überwiegend unauffälligen Wölfe fördern.

Dieser Wolf in der Leuscheid hat den Fotografen bemerkt und flüchtet wolfstypisch ohne Panik, aber mit einem skeptischen Blick zurück. (Foto: Markus Dübbert)