Seit Jahrhunderten sind Obstbäume unverzichtbare Begleiter des Menschen. Streuobstwiesen prägen und beleben das Landschaftsbild. Weil die Apfel-, Birnen-, Zwetschgen- oder Kirschbäume oftmals ganz verstreut auf den Wiesenflächen angepflanzt waren, nannte man das »Streuobstwiesen«.
Von den über 3 000 Apfelsorten Mitteleuropas sind nur 60 im deutschen Handel: Streuobstwiesen sind heute das Genreservoir alter Regionalsorten. Bis heute liefern sie den Menschen wertvolle Nahrungsmittel. Jährlich werden etwa 100 bis 500 kg Früchte pro Baum geerntet, die gegessen oder zu Most und Saft verarbeitet werden. ANUAL Mitglieder pressen im Herbst ihren eigenen Apfelsaft. Helfen Sie mit.
An Hängen halten sie den Boden fest und schützen vor Erosion. Um Dörfer herum angelegt bieten sie Windschutz.
Ein Paradies für die Tierwelt
Die Obstblüten der Kronenschicht sind eine reiche Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Durch den Insektenreichtum sind Obstwiesen wiederum für insektenfressende Vögel und Fledermäuse bedeutsam. Obstwiesen bieten den Tieren viele Höhlen, z. B. in Bäumen, an denen Äste abgebrochen sind. Davon profitieren höhlenbrütende Tiere wie der Steinkauz, Fledermäuse wie der Abendsegler und Bilche wie der Gartenschläfer.
Für viele bedrohte Vogelarten wie Grünspecht und Steinkauz sind Streuobstwiesen letzte Rückzugsgebiete in unserer Kulturlandschaft. Unter den Obstbäumen locken in der Krautschicht faulende Früchte sowie Wiesenblumen unzählige Schmetterlinge, Fliegen, Wespen, Käfer und Vögel an.
Bewirtschaftung
Bei Streuobstwiesen werden die Erträge der Bäume sowie der Wiesen, auf denen sie stehen, wirtschaftlich genutzt. Die Wiesen unter den Bäumen werden im Sommer als Weide genutzt oder gemäht und das getrocknete Heu im Winter an die Kühe verfüttert. In solchen Obstwiesen finden viele wildlebende Tierarten einen Lebensraum. Düngemittel werden nicht verwendet. Dadurch können sich Tier- und Pflanzenwelt ideal aufeinander einstellen. Streuobstwiesen weisen zwei Stockwerke auf: Die Kronenschicht der Bäume sowie die Krautschicht auf den Wiesen. So ermöglichen sie eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren.
Bedeutung
Weil Streuobstwiesen eine besondere ökologische Bedeutung haben, wird deren Erhaltung und Neuanlage heute vom Staat unterstützt. Besonders wichtig ist die Pflege der Jungbäume, damit sie ein stabiles Kronengerüst entwickeln. Später reicht es, den Baum nach Bedarf zu beschneiden.
Öffentliche Förderung
Gefördert von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit Mitteln der Glücksspirale haben die Streuobstaktivitäten des ANUAL einen weiteren Schub bekommen. Zwei sehr unterschiedliche Flächen konnte der ANUAL deshalb erwerben:
Für eine Fläche bei Buchholz steht die fachgerechte und lebensverlängernde Pflege der Altbäume im Vordergrund, natürlich auch de Ersatz von abgängigen Bäumen durch Nachpflanzung regionaler Sorten. Neben dem hohen ökologischen Potenzial bietet zukünftig vor allem die Nähe zu Grundschule und Kindergarten beste Möglichkeiten, über Exkursionen und Projekte Kinder jeden Alters die biologische Vielfalt im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft zu machen.
Eine Fläche bei Köttingen ist als regionaler Sortengarten konzipiert. Inzwischen sind dort über 70 regionale Obstsorten gepflanzt, mit denen der Genpool regionaler Sorten »in vivo« erhalten wird und von wo aus über Edelreiser eine Verbreitung in der Region wieder erfolgen kann. Die fußläufige Lage zu »Haus der Natur am Pfaffenbach«, in dem der ANUAL traditionell seinen außerordentlich gut besuchten »Tag des Obstes« ausrichtet, prädestiniert neben der für Obstbäume geeigneten Lage diesen Standort für ein solches Projekt – insbesondere, wenn die Bäume bald die ersten Früchte tragen.